Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.
So beginnt ein nicht ganz unbekanntes Gedicht der Weimarer Klassik. Edel, hilfreich und gut zu sein, das zeichnet bei Goethe den Menschen aus und unterscheidet ihn von allen anderen Wesen.
Heute werden Menschen, die sich bemühen, edel, hilfreich und gut zu handeln, als naiv und weltfremd belächelt: Gutmenschen halt.
„Gutmensch“ wurde zu Recht zum Unwort des Jahres 2015 gekürt. Mittlerweile ist daraus ein Kampfbegriff von Extremisten und Populisten geworden.
Ein „Chor von Gutmenschen“ schaukelt sich auf zum „Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenmedien“. Wo finden wir solche Formulierungen? Leider nicht nur im Deutschland-Kurier und in der Pegida-Szene, sondern z. B. auch beim Verein Deutsche Sprache, einem Verein, der vorgibt, gegen die Verrohung der Sprache zu kämpfen, aber selbst ganz erheblich dazu beiträgt – siehe z. B. Sprachnachrichten Nr. 69 (I/2016). Aber das ist ein anderes Thema…
Gutmenschen – Nein Danke! Aufnäher, Aufkleber und Aufdrucke dieser Art sind in von Neo-Nazis betriebenen Online-Shops ebenso zu finden wie auf politisch unverdächtigen Webseiten, wie z. B. bei amazon.
Wie kann aus der Zusammensetzung zweier einfacher, grundsolider Wörter wie „gut“ und „Mensch“ ein Schimpfwort werden? Vgl. hierzu auch den kurzen wie lesenswerten Beitrag von Susanne Kühn für den NDR).